Auftakt-Roundtable zur In.Stand 2022

Noch sechs Wochen bis die In.Stand als Messe für industrielle Instandhaltung und Services am 18. und 19. Oktober in Stuttgart stattfindet. Im Vorfeld beantworteten während eines Presse-Roundtables Mario Schenk, Segmentleiter Services Fabrikautomatisierung von Siemens, Timo Lurf, Regionalleiter Region Süd-West bei Pilz und Michael Oberli, Leiter Service Elektromechanik bei SEW Eurodrive wichtige Fragen der Branche. Das Themenspektrum reichte dabei von Retrofit und Instandsetzung bis zur Nachhaltigkeit.
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt gegenwärtig alle Bereiche. Dabei stellte sich die Frage, ob sich durch ressourcenschonende Maschinenüberholungen und Retrofits nicht gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen ließen.
Lieferengpässe sind momentan eher die Regel als die Ausnahme. Insbesondere Instandhalter sind bei der Beschaffung von Ersatzteilen und Komponenten davon betroffen, gilt es doch bei den Kunden Ausfall- und Stillstandzeiten gering zu halten. Vor allem im Bereich der Elektronikkomponenten seien laut Michael Oberli verlässliche Lieferzusagen kaum noch möglich. Andererseits sind die Auftragsbücher auf Kundenseite prall gefüllt, was die ohnehin schon schmalen Zeitfenster für Wartungs- und Instanhaltungsaufgaben zusätzlich einschränkt. Dadurch sei das Thema der vorbeugenden Wartung wieder mehr in den Fokus gerückt, so Michael Oberli.
Wer weiß, wann bei seiner Maschine oder Anlage eine bestimmte Komponente ausfallen könnte, kann trotz Lieferengpässen die benötigten Ersatzeile frühzeitig beschaffen. Sich einen Grundstock über alle Ersatzteile anzulegen, sei, wie Mario Schenk anmerkt, kaum noch möglich. Derartige Lieferengpässe, die sich vorwiegend im Halbleiterbereich widerspiegeln, habe er so persönlich noch nie zuvor erlebt.
Aber eine Krise könne auch eine Chance sein. Bei den fertigenden Unternehmen stelle Mario Schenk in Bezug auf Reparatur und Instandsetzung eine völlig neue Wahrnehmung fest. Damit einher gehe ein vorbeugendes Ersatzteilmanagement in den Betrieben. War bisher vorbeugende Wartung bei vielen nur eine Kostenposition, hat sich diese Einstellung gewandelt, die Anlagenverfügbarkeit ist wichtiger denn je.
Instandhaltung als ein Werklieferant für die Produktivität
Laut Timo Lurf wirke sich die Bauteilverknappung in der Materialkrise natürlich auf die Instandhaltung aus. Wenn nur ein einziges Bauteil, eine einzige Komponente fehlt, steht die komplette Maschine still. Das sei momentan für die Instandhaltung im produzierenden Gewerbe ein großes Problem, die Ausfallkosten seien enorm. Und wer das auffangen wolle, indem er sich eine neue Maschine hinstellt, käme bei den extrem langen Lieferzeiten für Maschinen auch nicht weiter.
Somit muss ein Betreiber sich gegenwärtig die Neubeschaffung von Maschinen reiflich überlegen, denn neben hohen Kosten ist eine sofortige Verfügbarkeit kaum noch gewährleistet. Auch Timo Lurf bestätigt aus seiner Erfahrung, dass die Themen Umbau, Retrofit und Modernisierung im Trend liegen.
Trotzdem sei auch hier eine umfassende Betrachtung notwendig, denn nicht jede alte Maschine lasse sich auf einen neuen technologischen Stand retrofitten, vor allem dann, wenn sich Fertigungsverfahren ändern und neue Technologien erfordern. So sieht Mario Schenk von Siemens eine eindeutige Aufwertung der Instandhaltung, die zunehmend als ein Werklieferant im Sinne von Produktivität gesehen werde.
Ressourcenschonend und nachhaltig sei Instandsetzung laut Michael Oberli zudem schon deshalb, weil sich der Materialeinsatz dadurch verringere. Und auch beim Energieeinsatz falle der Instandhaltung eine besondere Rolle zu, weiß Mario Schenk und nennt als Beispiel die Energieeinsparung durch Transparenzschaffung mittels eines Energiedatenmanagementsystems gepaart mit dem umfassenden Know-how der Instandhaltungsmitarbeiter.
Zudem ließen sich durch ein Retrofit Maschinen und Anlagen auch energieeffizienter gestalten und die technologische Überholung der Steuerung und Vernetzung biete auch gleichzeitig einen Einstieg in die Digitalisierung im Sinne von Industrie 4.0. So könnten während einer Modernisierung auch gleich neue Cloud- und Edge-Technologien mit implementiert werden.
Arbeitsschutz bei Retrofits nicht außer Acht lassen
Dadurch dass in diesem Jahr die Messe „Arbeitsschutz aktuell“ parallel stattfindet, kam die Frage nach der Arbeitssicherheit in der Instandhaltung auf. Denn bei jedem Umbau und jeder Veränderung an einer Maschine muss überprüft werden, ob das notwendige Sicherheitslevel noch ausreichend ist.
Dessen sollte sich auch ein Instandhalter bewusst sein, ob er nicht unter Umständen neue Risiken geschaffen habe, weiß Timo Lurf. Als Konsequenz muss eine überholte Maschine unter Umständen nach CE-Richtlinien komplett neu zertifiziert werden.
Autor: Ralf M. Haaßengier für B&I
Links:
www.messe-stuttgart.de/instand/
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