Brandrisiko in historischen Gebäuden verringern

Historische Gebäude sind Teil unseres kulturellen Erbes und beherbergen zudem oft ungemein wertvolle, unersetzbare Kunstschätze. Leider haben in den letzten Jahren tragische Brände die Gefahren verdeutlicht, denen dieses Erbe ausgesetzt ist.
Besonders schwerwiegend waren die Brände der Kathedrale von Notre Dame in Paris im Jahr 2019 und der historischen Börse in Kopenhagen in diesem Jahr. Insbesondere Instandhaltungs- und Konservierungsarbeiten, die regelmäßig zum Erhalt notwendig sind, setzen derartige Gebäude besonderen Risiken aus, weiß Alexander Lubbadeh, Operations Engineering Manager bei FM und führt vier Maßnahmen zur Minimierung des Brandrisikos aus. FM ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit und wurde vor fast zweihundert Jahren gegründet.
Um Brände in historischen Gebäuden zu vermindern, sollten Betreiber oder Verantwortliche diese vier Maßnahmen beachten:
- Automatische Sprinkler nutzen
Sprinkleranlangen als Maßnahme des aktiven Brandschutzes haben auch für historische Gebäude einen hohen Wert. Sie können Brände automatisch, direkt und punktuell bekämpfen, wodurch die Ausbreitung verlangsamt und der Brand bis zum Eintreffen der Feuerwehr eingedämmt werden kann.
Trotz ihrer Vorteile halten sich aber gerade in Deutschland noch immer viele Vorurteile gegenüber Sprinklern. Zu den Befürchtungen gehören versehentliches Auslösen und/oder großflächige Schäden durch das Löschwasser. Beides ist in der Regel allerdings unbegründet, da moderne, zertifizierte und getestete Sprinklersysteme äußerst zuverlässig arbeiten und nur lokal auslösen.
Sprinkler sind natürlich mit einem gewissen Platz- und Installationsaufwand verbunden. Doch im Vergleich zu vielen passiven Brandschutzelementen kann dieser deutlich geringer ausfallen.
Besonders interessant für historische Gebäude sind Löschanlagen, die mit Wassernebel arbeiten. Dabei wird Wasser unter hohem Druck zu einem feinen Nebel zerstäubt. Anders als bei traditionellen Sprinklern geschieht hier die Brandbekämpfung nicht durch Temperaturabsenkung, sondern durch Sauerstoffentzug durch den Wassernebel. Das Feuer wird also „erstickt“.
Diese Methode hat den Vorteil, dass weniger Wasser eingesetzt werden muss, was wiederum Einfluss auf die Dimensionierung der Rohrleitungen hat. Dünnere Leitungen machen es einfacher, eine Löschanlage möglichst unauffällig in die Architektur eines historischen Gebäudes zu integrieren.
- Heißarbeiten (wenn möglich) vermeiden
Für den Erhalt von historischen Gebäuden sind Renovierungen und Instandsetzungen unerlässlich. Aufgrund moderner Bestimmungen kann dabei meist nicht ausschließlich mit originalen Materialien gearbeitet werden. Vor allem die Verarbeitung von Stahl stellt dabei aber ein großes Gefahrenpotenzial da. Schweißen und der Einsatz von Trennschleifern sorgen für Hitzeentwicklung und Funkenflug, was ein erhebliches Brandrisiko darstellen kann.
Im besten Fall sollten Gebäudebetreiber also gemeinsam mit Bauunternehmen nach Alternativen suchen, beispielsweise indem Schraub- statt Schweißverbindungen genutzt werden. Stahlteile können auch passgenau angeliefert werden, anstatt vor Ort auf Länge geschnitten zu werden.
Lassen sich Heißarbeiten nicht vermeiden, müssen diese mit größter Sorgfalt überwacht werden. Dies gilt nicht nur für die eigentlich Durchführung der Tätigkeit, sondern auch einen bestimmten Zeitraum danach.
Im Heißarbeitsbereich sollte von Arbeitsbeginn an bis zu einer Stunde nach Arbeitsende, auch während der Pausen, ständig eine Brandwache anwesend sein. Nach der Brandwache sollte der Heißarbeitsbereich (einschließlich aller Bereiche, in die heißes Material gefallen sein könnte) noch bis zu drei Stunden lang beaufsichtigt werden.
- Aktuelle Vorschriften als Mindeststandart begreifen
Aktuelle Vorschriften zum Brandschutz sollten stets nur als Mindeststandard betrachtet werden. Gerade bei historischen Gebäuden empfiehlt es sich, darüber hinauszugehen. Schließlich stellen sie einen enormen kulturellen und mitunter auch monetären Wert dar, der bestmöglich geschützt werden sollte. Außerdem sollen sie auch weiterhin für die Nachwelt erhalten bleiben.
Es gibt keine definierte Nutzungsdauer, wie es zum Teil bei anderen Gebäudetypen, beispielsweise Industriekomplexen, der Fall ist. Daher sollte der Brandschutz möglichst langfristig und zukunftssicher ausgelegt werden.
Gebäudebetreiber, die bereits heute Standards über dem gesetzlichen Minimum einhalten, können zukünftig eventuell von Nachrüstungen verschont bleiben, wenn Regularien verschärft werden.
- Elektrik ins Sicherheitskonzept einbeziehen
Fehler in Elektroinstallationen stellen eine der häufigsten Brandursachen dar. Besonders häufig treten sie in alten oder schlecht gewarteten Anlagen auf. Für Eigentümer und Betreiber historischer Gebäude sollte daher die Modernisierung und regelmäßige Wartung der Elektroinstallationen oberste Priorität haben.
Gut geschützte Einrichtungen verfügen über ein regelmäßiges Programm zur vorbeugenden Instandhaltung, das die Überprüfung der elektrischen Verbindungen und die Inspektion der elektrischen Geräte auf Anzeichen von Überhitzung umfasst. Dabei wird sichergestellt, dass die elektrischen Systeme angemessen dimensioniert, ordnungsgemäß gewartet und geschützt sowie für die Belegung geeignet sind. Außerdem kommt es darauf an, dass die elektrischen Geräte sauber, kühl, trocken und dicht gehalten werden.
Mitarbeiter sollten darin geschult werden, elektrische Geräte richtig zu bedienen, insbesondere in Notfällen. Neue Technologien ermöglichen heute auch Fernüberwachung, was Arbeitskosten sparen, und Reaktionszeiten verkürzen kann.
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