„Die ISH ist Konjunkturlokomotive und Kultveranstaltung“
Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt, erklärt im Interview, wie wichtig die Durchführung der Messe im März 2021 ist.
Herr Marzin, können Sie uns etwas zum derzeitigen Planungsstand der ISH 2021 erzählen?
Gerade die momentane Situation verdeutlicht, wie wichtig die Begegnungen der Menschen untereinander sind. Mit der ISH im März 2021 führen wir das erste weltweit bedeutende SHK-Event seit Ausbruch von Corona durch.
Nach monatelangem Stillstand im Messe-Business ist der Bedarf der Branche hoch, Neuheiten zu sehen, Geschäfte zu machen, aber insbesondere im persönlichen Gespräch wieder neue Kontakte zu gewinnen. Messen sind gerade in diesen Zeiten entscheidende Business-Plattformen zur Wirtschaftsförderung.
Die Branche braucht diese Plattform jetzt dringend, um wieder richtig Fahrt aufnehmen zu können. Auch – oder vielleicht gerade – unter den Einschränkungen die wir möglicherweise haben. Die ISH ist und bleibt der bedeutendste Ort für die persönliche und geschäftliche Begegnung in der SHK-Welt.
Nachdem nun alle SHK Plattformen in 2020 in Deutschland und Europa abgesagt wurden kommt der ISH noch eine wesentlich höhere Bedeutung zu. Das ISH-Team arbeitet mit Hochdruck daran, die ISH zum Erfolg zu bringen. Der Kommunikationsbedarf mit den Ausstellern ist hoch, weil eine große Verunsicherung herrscht, wie die Sicherheits- und Hygienevorgaben umgesetzt werden können.
Wie ist denn Ihre Erwartungshaltung?
Ich bin von Haus aus Optimist, gepaart mit einem gesunden Realismus. Der Messebetrieb bei uns auf dem Gelände in Frankfurt am Main läuft Stand heute mit der Buchmesse wieder an. Natürlich unter den Gesichtspunkten der geltenden Schutz- und Hygienemaßnahmen.
Die Durchführung von Veranstaltungen hängt auch davon ab, wie die Situation im Flugverkehr, bei der Bahn und im ÖPNV geregelt ist und wie weit Reisebeschränkungen aufgehoben werden. Im Falle der ISH gehen wir davon aus, dass mindestens der europäische Reiseverkehr so wie jetzt möglich sein wird. Somit können Besucher aus Deutschland und Europa sicher zur ISH reisen.
Speziell für die außereuropäischen Besucher und diejenigen, die dennoch nicht nach Frankfurt reisen wollen, entwickeln wir bei der Messe Frankfurt derzeit digitale Angebote, die während der laufenden Veranstaltung – als sogenannte hybride Formate – und im Nachgang der Messe zur Verfügung stehen werden. Somit holen wir auch diese Besucher zumindest virtuell zur Veranstaltung dazu – und erhöhen so auch die Reichweite für die Austeller.
Die Mehrzahl der Aussteller und Besucher der ISH waren schon immer sehr stark national und europäisch geprägt. Durch die insgesamt fehlenden Messen in diesem Jahr im In- und Ausland, brauchen die Aussteller wieder dringend eine geeignete Plattform, um sich zu präsentieren. Daher hoffen wir, dass so viele wie möglich dabei sind. Die Buchungslage sieht auf jeden Fall ordentlich aus.
Auf der Besucherseite ist es natürlich schwer voraus zu sagen, wie sich die Situation in den einzelnen Ländern der Welt im März 2021 darstellt. Wenn man nur mal eine vereinfachte Rechnung anstellt und die Besucher aus Deutschland und Europa der ISH 2019 zu Grunde legt, dann wäre dies immer noch ein Potenzial von 160.000 bis 170.000 Besuchern.
Dies halte ich durchaus auch für realistisch, gerade auch vor dem Hintergrund, dass wir eine umfangreiche Kommunikationsoffensive starten werden, um das SHK-Handwerk wieder verstärkt auf die ISH zu bringen.
Wie genau sehen diese Hygiene- und Abstandsregelungen aus?
Insgesamt basiert das Konzept auf drei Säulen: Erstens eine Abstandwahrung von 1,5 Meter, damit eine Masken-Tragepflicht vermieden werden kann; zweitens ein aktives Besuchermanagement, das uns erlauben wird die Besucherströme besser zu leiten.
Hinsichtlich der zulässigen Gesamtbesucherzahlen haben wir aufgrund der Geländegröße keine Beschränkungen. Und drittens das Thema Hygienemaßnahmen. Es ist natürlich klar, dass wir die vorgeschriebenen Maßnahmen hinsichtlich Hygiene einhalten werden.
Übrigens: Die Bereitstellung der Besucherdaten gegenüber den Behörden im Falle einer Kontaktnachverfolgung wird die Messe Frankfurt machen. Dies wird keine Anforderung an die Aussteller sein. Daher informieren wir zusätzlich tagesaktuell über mögliche Anpassungen auf der Website: www.messefrankfurt.com/hygiene.
Zudem können unsere Hallen alle mit hundert Prozent Frischluft versorgt werden, so dass die Übertragung durch Aerosole bestmöglich reduziert oder sogar ausgeschlossen werden kann. Somit ist es in unseren Hallen im Grunde wie draußen, da die Luftmenge bis zu fünf mal pro Stunde ausgetauscht wird, was in keinem Restaurant oder anderem Gebäude der Fall ist.
Hand aufs Herz: Wie realistisch ist die Durchführung der ISH 2021?
Die Corona-Pandemie verunsichert verständlicherweise. Auch ich weiß natürlich nicht, was im März sein wird. Aber wir können doch nur positiv nach vorne blicken. Wenn sich die Situation im März nächsten Jahres genauso wie heute darstellen sollte, dann gehe ich fest davon aus, dass die ISH – natürlich unter Auflagen – stattfinden wird.
Und wenn die politischen Rahmenbedingungen es doch nicht zulassen sollten und die Veranstaltung – aufgrund einer zweiten Corona-Welle – abgesagt werden muss?
Falls durch die Behörden Messen verboten oder nicht zumutbare Auflagen erhoben werden sollten, werden wir uns gemeinsam mit unseren Partnern besprechen. Um dann rechtzeitig zu entscheiden, welchen Weg wir gehen werden.
Falls dieses Ereignis eintrifft, wovon wir nicht ausgehen wollen, dann wird die nächste ISH erst wieder im März 2023 stattfinden. Es wird keinen Alternativtermin davor geben – so viel steht fest, denn es gibt keinen freien Slot im Herbst 2021 auf dem Frankfurter Messegelände.
Die Messe Frankfurt wird in diesem Falle die Standmieten ohne Abschläge zu 100 Prozent zurückerstatten, gleichwohl ob die Absage durch die Behörden kam oder wir gemeinsam mit unseren Partnern diese Entscheidung getroffen haben.
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