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Suchst Du noch oder findest Du schon?

von am 2. Juni, 2020

Wenn Unternehmen immer wüssten, was sie schon alles wissen, könnten sie ihren Umsatz nachhaltig steigern. Die Realität bei der Datenhaltung in vielen Organisationen ist aber, dass sie sehr große Speicher aus strukturierten und unstrukturierten Daten in unterschiedlichen Systemen unterhalten. Vor allem Unternehmen, die ihre Geschäftsprozesse agiler gestalten sowie End-to-End digitalisieren wollen, müssen alle ihre Informationen verfügbar machen. Dabei helfen Enterprise Search & Analytics-Lösungen (ESAL). Die Crux bei ESAL liegt aber weniger in der Auswahl eines Tools. Marc Hoffmann, Senior Consultant Search & Analytics, DTI Schweiz AG, erläutert Erfolgsfaktoren für Konzept und Implementierung von ESAL.

Wer verstehen möchte, welche Fähigkeiten und Vorzüge ESAL in einem Unternehmen entfalten, muss sich zunächst mit den Grundfunktionen beschäftigen.

ESAL sind in der Lage, Suchprozesse zu beschleunigen, sicherer zu gestalten und damit einen nachhaltigen Wertbeitrag zu leisten. Darüber hinaus sind effiziente Lösungen in der Lage, Informationen in den Kontext der Geschäftsprozesse zu bringen und somit sehr genau auf Suchanfragen mit relevanten Ergebnissen zu reagieren. Zudem helfen ESAL durch Authentifizierung der Nutzer sowie eine Rechte- und Zugriffsverwaltung dabei, dass Mitarbeiter nur Suchergebnisse von Inhalten erhalten, für die sie auch entsprechende Befugnisse im Quellsystem erteilt bekommen haben.

Wie funktioniert das? Über integrierte Konnektoren greifen ESAL auf relevante Informationen und Daten innerhalb und außerhalb eines Unternehmens zu, um diese für eine Aufbereitung eines Such-Indexes abzugreifen und zu klassifizieren. Um aus einer Vielzahl von Datenquellen allerdings relevante Suchergebnisse zu finden, kommen bei einer ESAL für den Such- und Identifikationsprozess komplexe Algorithmen für semantische, linguistische und phonetische Analysen zum Einsatz, um Inhalte zunächst zu erfassen, zu klassifizieren und zu indexieren. Das Problem dabei ist, dass die Daten aus den verschiedenen Quellen nur teilweise verarbeitbare Inhalte wie Fließtexte, Titel oder Metadaten enthalten. Video-, Bild- oder Audiodateien sowie verpackte oder geschützte Dateien wie ZIP lassen sich ohne Aufbereitung und einer automatischen Auswertung mit sinnvollem Inhalt nicht indexieren.

Häufig müssen zunächst Texterkennungsprogramme Dokumente auslesen, Audioaufzeichnungen in Text (Speech to Text) umgewandelt werden, bevor sie überhaupt für eine Auswertung beziehungsweise Indexierung bereitstehen. Und bei der Auswertung mittels OCR (Optical Character Recognition) oder Speech to Text-Umwandlung passieren Fehler. Zudem existieren unterschiedliche Schreibkonventionen, werden Namen und Begriffe in unterschiedlichen Varianten geschrieben. Hinzu kommen Zahlendreher, in vielen Sprachen unbekannte Umlaute oder Zeichensätze. Erst durch Volltexterkennung und Korrektur sowie Integration aller Quellen in einen Such-Index sowie notwendigerweise automatische Verschlagwortung werden Suchprozesse über die komplette Datenbasis effizient.

Konzept und Modellierung entscheiden über Erfolg

Allerdings reicht es nicht, einfach ein ESAL-Produkt zu installieren, die Datenspeicher anzuschließen und dann zu schauen, wie es funktioniert. Wichtiger und lange vor der Kaufentscheidung für ein Tool ist es von zentraler Bedeutung, ein ESAL-Konzept zu erstellen und eine Modellierung vorzunehmen, welche Datenquellen wie eingebunden werden, welche Relevanz bestimmte Datenarten und Dateiformate haben und welche Dateien überhaupt für welche Entscheidungsebenen zugänglich sein sollen.

In der Praxis zeigt sich auch häufig, dass Unternehmen zwar eine bestimmte Herausforderung wie beispielsweise ein DSGVO-konformes Datenhandling lösen wollen, aber die gesamte Dimension eines ESAL für ihre Compliance erst im Projektverlauf erkennen.

Es gibt auf dem Markt einige Produkte, auf welchen eine ESAL aufgebaut werden kann, welche unterschiedliche Stärken und Schwächen haben. So zeigt sich typischerweise erst bei der Modellierung und der Konzeption eines ESAL-Projektes, welche Plattform die am besten geeigneten Funktionalitäten und Stärken bietet, die zu lösende Anforderungen umzusetzen. Zudem sind auch bestehende Tools oder Quellen der Fachabteilungen zu integrieren, für die bestimmte Konnektoren oder Schnittstellen erst noch programmiert werden müssen.

Und ein hochaktueller Aspekt ist, dass oftmals Bestandssysteme bereits in die Cloud verlagert wurden, einige Dateien wie Kundenstammdaten und Verträge aber aus Sicherheitsgründen nur On-Premise gespeichert und verarbeitet werden dürfen. Hier muss die Modellierung auf jeder Ebene der Datennutzung eine Lösung finden, die unterschiedlichen Anforderungen gerecht wird.

Damit Kunden ihre eigene sensiblen Kundendaten nicht in einer Cloud-Lösung für die Suche aufbereiten lassen müssen, sind in bestimmten Fällen ESAL On-Premise einer Cloud-Lösung vorzuziehen, die also stationär auf eigenen Servern läuft. Die zu indexierenden Datenquellen werden typischerweise in einem initialen Schritt aufbereitet und indexiert und im Folgenden nur noch Aktualisierungen verarbeitet. Je nach Bedarf erfolgt dies einmal täglich oder auch häufiger, Abhängig von der benötigten Aktualität oder auch der Datenmenge.

Diese Aufgabe übernehmen Konnektoren, die unterschiedlichste Drittsysteme, Datenbanken, Filesystemquellen aber auch Webinhalte erschließen. Für solche Datenquellen beherrschen Konnektoren zudem die inkrementelle Indexierung, also die automatische Indexierung von Datenänderungen. Für externe Quellen ist es zudem von entscheidendem Vorteil, dass diese über eine offene Architektur und Schnittstellen wie ReST (Representational State Transfer) verfügen.

Die über die Konnektoren gesammelten Daten bereitet die ESAL vor der Indexierung, also bei der Überführung in den Suchindex, auf. Über Filter (Conversion) werden die unterschiedlichen Dateiformate (Word, Excel, PowerPoint, PDF, HTML, RTF, TEXT, ZIP) in ein einheitliches, lesbares Format für den Indexer überführt. Zudem wird über Entity Extraktionen, Regeln oder Integration von externen Systemen versucht, die Daten automatisch um zusätzliche Metadaten anzureichern oder zu klassifizieren.

Bei einigen ESAL werden für die Klassifizierung von Inhalten Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) eingesetzt. So kann eine KI dafür trainiert werden, spezifische Inhaltstypen zu identifizieren, typischerweise für Binärdaten wie beispielsweise Bilder und Videos, die keine „lesbaren“ Informationen enthalten. Für die Nutzer ist es zudem häufig hilfreich, wenn ein ESAL bei der Aufbereitung auch Thumbnail-Previews für Dokumente erstellen kann. Bei der Spracherkennung und sprachlichen Aufbereitung der zu indexierenden Inhalte kommen Funktionen wie Tokenisierung, Synonyme, Spell Checking, Lemmatisierung, Phonetic, Natural Language Processing (NLP) für die jeweilige Sprache zum Einsatz.

Und ist ein Text formal korrekt aufbereitet, muss er natürlich auch klassifiziert werden. Hierfür kommen Technologien wie Entity Extraction, KI oder ML zum Zuge. So werden Inhalte „verstanden“ und mittels der obigen Technologien klassifiziert und mit zusätzlichen Informationen angereichert. Diese Klassifizierung und Anreicherung kann dann sowohl bei der Relevanz für bestimmte Geschäftsprozesse als auch beim Ranking der Suchergebnisse genutzt werden.

Automatische proaktive Information über neue Inhalte

Die Modellierung einer ESAL und ihrer Funktionen im Suchindex bilden damit also das Kernstück der Suchfunktionen und letztlich den Erfolg des Systems. Und weil es eine Schlüsselfunktion in einer ESAL bildet, sollte bei der Modellierung bereits analysiert werden, mit welchem Tool eine spezifische Aufgabe am besten gelöst werden kann. Denn die Suchplattform hat die Aufgabe, die Daten intern so zu strukturieren und aufzubereiten, dass selbst in extrem großen Datenmengen und bei komplexen sowie sehr spezifischen Suchen die relevanten Resultate innerhalb kürzester Zeit bereitstehen.

Basierend auf diesem erstellten Suchindex ist es auch möglich, den Nutzer aktiv über neue Inhalte, die die vordefinierten Kriterien erfüllen, automatisch zu informieren. Auch das Ranking der Ergebnisausgabe ist ein Qualitätsfaktor von ESAL. Je nach Nutzergruppe im Unternehmen können die Anforderungen an das Ranking der Resultate unterschiedlich ausfallen. Deshalb muss eine ESAL auch die Möglichkeit bieten, das Ranking und die Security-Richtlinien basierend auf den Quellsystemen an die verschiedenen Geschäftsprozesse der Nutzer anzupassen. Dies sollte idealerweise schon bei der Modellierung berücksichtigt und bestimmte Nutzergruppen identifizieren werden.

Für sie sind Rollen zu definieren und die Relevanz von Suchergebnissen an den Anforderungen ihrer Geschäftsprozessen auszurichten. Zudem ist auch entscheidend, welche Suchergebnisse Nutzern überhaupt eingeblendet werden. Ein Benutzer darf nur diejenigen Inhalte angezeigt bekommen, für die er in den Quellsystemen eine Berechtigung hat.

So sollte beispielsweise nur der Einkaufsleiter einen Rahmenvertrag mit einem Anbieter einsehen können, der Einkaufssachbearbeiter aber die einzelnen Verträge des täglichen Geschäfts. Dokumente, die bestimmten Hierarchiestufen vorbehalten sind, werden dadurch unbefugten Mitarbeitern erst gar nicht angezeigt. Dies wird durch eine korrekte Berechtigungsvergabe im Quellsystem erreicht, welche durch die ESAL berücksichtigt wird.

Da jedes Quellsystem und jeder Kunde eigene Security-Umsetzungen hat, ist es zwingend, diese bereits bei der Konzeption zu berücksichtigen. So wird deutlich: Das Gesamtkonzept einer ESAL ist entscheidend für deren Fähigkeit, die wirklich relevanten Suchergebnisse zu identifizieren und von den jeweils nutzerabhängig weniger relevanten Ergebnissen zu unterscheiden und das Potenzial einer ESAL voll auszuschöpfen.

Marc Hoffmann, Senior Consultant Search & Analytics, DTI Schweiz AG

Links:

https://dti.ch/

Marc Hoffmann, Senior Consultant Search und Analytics bei der DTI Schweiz AG, erklärt in diesem Fachbeitrag, wie Unternehmen mit einer Enterprise Search & Analytics-Lösung ein modernes Wissensmanagement aufbauen. Die DTI Schweiz AG ist seit über 25 Jahren unabhängiger Systemintegrator und Experte rund um die Themen Datenanalyse, Texterkennung und -verarbeitung sowie Datenmanagement und Suche. Bild: DTI

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