Schutzkleidung: was sich ändert
Normgerechte Berufskleidung, sogenannte Schutzkleidung, wird in der Industrie immer häufiger eingesetzt. Grund sind die verschärften gesetzlichen Sicherheitsanforderungen. Tipps zum korrekten Einsatz liefert Jan Kuntze, Geschäftsführer des DBL-Vertragswerks Kuntze & Burgheim Textilpflege GmbH.
Herr Kuntze, was tut sich derzeit bei dem Thema Normen und Schutzkleidung?
Zuletzt wurde die Warnschutznorm umfassend überarbeitet. Seit 2017 gilt damit für neu in Umlauf gebrachte Schutzkleidung die EN ISO 20471. Sie setzt auf verbesserte Materialien und eine optimierte Anordnung der retroreflektierenden Streifen. Das führte zu der vom Gesetzgeber angestrebten 360-Grad-Sichtbarkeit.
Sinnvolle Veränderungen, auf die wir auch im DBL Mietservice mit einer entsprechend aktuellen Warnschutzkollektion reagiert haben. Aktuell ist nach meinen Informationen die Norm der Schweißerschutzkleidung auf dem Prüfstand, konkrete Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor.
Welche Entwicklungen kennzeichnen momentan den Markt?
Multinormkleidung ist derzeit sehr beliebt. Sie steht daher bei vielen Anbietern im Fokus und wird kontinuierlich optimiert und weiterentwickelt. Beispielsweise testen die Gewebehersteller verbessere Stoffe und Imprägnierungen.
Und auch bei den Hitze- und Flammschutzgeweben, die etwa für Schweißarbeiten eingesetzt werden, gibt es innovative Produkte. Diese werden durch geänderte Gewebekonstruktion und neuartige Mischungsverhältnisse ständig leistungsstärker. Ziel ist es, den Schutz der Multinormartikel kontinuierlich zu optimieren.
Kann denn Multinormkleidung eine klassische Schutzkleidung komplett ersetzen?
In vielen Fällen ist das möglich. Aber ausschlaggebend sind hier u.a. die Gefährdungsbeurteilung und die Arbeitsbedingungen. Zudem sollte man sich klar machen, dass eine mehrfach genormte Kleidung – verglichen mit einer klassischen Schutzkleidung – auf jedem Millimeter Stoff deutlich mehr leisten muss, um den Träger vor unterschiedlichsten Gefahren zu schützen. Dadurch erreicht sie eher ihre Leistungsgrenzen.
Darum ist beispielsweise an einem Schweißarbeitsplatz eine reine Hitze- und Flammschutzkleidung aufgrund ihrer eventuell höheren Schutzklasse und damit stärkeren Sicherheitsperformance aus meiner Sicht besser geeignet.
Was raten Sie dann für die betriebliche Praxis?
Für die Unternehmen ist zunächst die sorgfältige Gefährdungsanalyse an jedem einzelnen Arbeitsplatz wichtig. Dazu gehört auch das „Bewegungsprofil“ des Mitarbeiters; also wie intensiv er bestimmte sicherheitskritische Aufgaben ausübt, welche Wege er nimmt, wie lange er arbeitet. Im Anschluss daran beraten wir den Unternehmer bezüglich möglicher Alternativen.
Beispiel: Steht ein Mitarbeiter überwiegend am Schweißgerät, macht genau eine solche spezielle Kleidung Sinn. Bewegt er sich dazu auf dem Gelände mehrmals am Tag über den befahrenen Betriebshof oder auf dem Bau, sollte man ihm eine Warnweste zur Verfügung stellen, die er schnell überziehen kann. So ist er immer optimal geschützt. Hier ist es eben im Vorfeld entscheidend, genau zu prüfen, was jeder Mitarbeiter individuell tatsächlich benötigt. Und was ihm die beste Sicherheit bietet.
Welche Tipps geben Sie noch in Bezug auf Schutzkleidung?
Sehr genau darauf zu achten, dass jeder Mitarbeiter tatsächlich gutsitzende Kleidung hat. Und dass die Mitarbeiter entsprechend ihrer Konfektionsgröße in der Lage sind, eine normgerechte Schutzkleidung zu tragen. Egal ob in XXL oder in XS.
Beispiel: Kann ein Mitarbeiter nur eine sehr kleine Größe tragen, dürfen etwa beim Warnschutz nicht einfach Hosenbeine der Bundhose gekürzt werden. Denn in diesem Fall ist gegebenenfalls die vorgegebene Mindestfläche des reflektierenden Gewebes und damit die geforderte Warnschutzklasse nicht mehr gegeben. Mein Tipp: Prüfen, ob in einem solchen Fall statt einer Bundhose vielleicht eine Latzhose infrage kommt. Hier würde dann die geforderte Mindestfläche wieder erreicht und damit auch die Warnschutzklasse.
Wie oft muss die Normeinhaltung der Schutzkleidung geprüft werden?
Dies kommt auf Einsatzgebiet, Verschmutzung und Waschzyklen an. Grundsätzlich gilt: Die Übereinstimmung der Schutzkleidung mit der Norm muss dauerhaft gewährleistet werden. Also auch nach mehrmaligem Tragen und entsprechenden Waschvorgängen. Entsprechende Prüfabstände sollten definiert werden.
Dies ist für ein Unternehmen jedoch schwierig in der Umsetzung. Was wird geprüft, wie wird geprüft, wann wird geprüft und wer prüft? Hinzu kommt die Dokumentationspflicht. Darum übernehmen wir im Rahmen unseres textilen Mietservice, durch zertifizierte Verfahren, diese Aufgaben für unsere Kunden.
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