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„Wir sind heute ebenso Software- wie Hardwareunternehmen …“

von am 13. April, 2021

Alexander Blum, Geschäftsführer von Blum-Novotest, einem Hersteller präziser Mess- und Prüftechnik, nimmt im Interview Stellung zu den Auswirkungen von Corona, der Digitalisierung und neuer Technologie.

Herr Blum, wie wirkt sich die aktuelle Situation auf Ihre Produktentwicklung aus?

Wir haben die Entwicklung nicht zurückgefahren und im Oktober 2020 zehn Neuheiten vorgestellt, darunter vier Weltpremieren. Die Entwickler hatten im Homeoffice mehr Ruhe als sonst, um sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

Auf der anderen Seite fehlte die informelle Kommunikation, die gerade in der Entwicklung so wichtig ist, um gemeinsam Lösungen zu finden. Die beiden Effekte heben sich mehr oder weniger gegenseitig auf. Die Situation hat uns allen den Stellenwert des eng kommunizierenden Teams für kreatives Arbeiten nochmals verdeutlicht.

Welche Signale kommen aus dem Markt?

Wir spüren eine wachsende Nachfrage nach unserer Digilog-Technologie. Die scannende Messung wird immer öfter eingesetzt und zur Optimierung von Fertigungsprozessen genutzt. Beispielsweise kann man die Formabweichungen oder die Rauheit eines Werkstücks nach der Bearbeitung messen und auf Basis der Messergebnisse den Prozess optimieren – ohne das Werkstück in einen Messraum transportieren zu müssen.

Eine Neuheit in unserer Produktpalette ist unter anderem das PSC – Portable SpindleControl, ein System zum Prüfen von Spindeln in der Maschine. Dazu wird ein Blum-Lasermesssystem mithilfe von Magnethalterungen im Arbeitsraum der Maschine befestigt, das Spindelverhalten bezüglich Rundlauf und Vibration gemessen und direkt auf einem angeschlossenen Laptop ausgewertet.

Das PSC-System ist für Spindelwartungsbetriebe und Firmen mit vielen Maschinen interessant, die ihre Werkzeugmaschinenspindeln turnusmäßig überprüfen möchten. Andererseits können Kunden, die bereits unsere neuesten Lasermesssysteme vom Typ LC50-Digilog in Kombination mit der Visualisierungs- und Auswertesoftware LC-Vision in der Maschine einsetzen, solche Messungen direkt machen und benötigen keine zusätzliche Messtechnik, um ihre Spindel zu überprüfen.

Das Spannende an diesen neuen Produkten ist, dass sie – neben der präzisen Lasermesstechnologie – vor allem auf Software basieren. Blum ist inzwischen ebenso Software- wie Hardwareunternehmen. Das hätten unsere Gründer vor Jahren selbst nicht geglaubt, aber das zeigt, wie stark sich die Welt verändert hat.

Wie hat Blum-Novotest die Corona-Krise bisher gemeistert?

Ein gutes Beispiel dazu bietet der Geschäftsbereich Novotest, in dem komplexe Prüfstandanlagen entwickelt und gefertigt werden. Hier haben wir trotz der Reisebeschränkungen alle anstehenden Inbetriebnahmen weltweit gestemmt.

So konnten die Mitarbeiter, die sonst zur Inbetriebnahme zum Kunden nach Brasilien, China oder anderswo gereist wären, per Fernzugriff auf die Steuerung und mit Video/Audio-Verbindung die lokalen Kollegen aus den Tochtergesellschaften anleiten und die Projekte zur Zufriedenheit der Kunden abschließen.

Es hat sich außerdem bewährt, dass wir zuvor massiv in die Digitalisierung des Unternehmens investiert haben. So konnten wir sofort alle Mitarbeiter, bei denen dies möglich war, ins Homeoffice schicken. Wir haben seit 2010 ein eigenes Videokonferenznetzwerk aufgebaut und 18 Monate vor der Krise erfolgreich auf ein integriertes ERP-System umgestellt.

Die Digitalisierung war für Sie schon lange vor der Krise ein wichtiges Thema …

Selbstverständlich, zum Beispiel im Bereich der Weiterbildung. So starteten wir vor drei Jahren das Programm T&Q (Training & Qualifikation) für die interne und externe Weiterbildung.

Neue Mitarbeiter aus anderen Ländern bekamen schon vor Corona über Video- und Self-Learning-Plattformen eine Vorbildung und kamen dann erst nach Grünkraut. Inzwischen stellen wir alle Trainings in der Plattform zur Verfügung – und das in sehr vielen Sprachen.

Für unsere Kunden haben wir zudem die bekannte Veranstaltungsreihe der Tech-Talks ins Virtuelle übernommen und bieten kurze Workshops von 10 bis 15 Minuten zu komplexen technischen Themen an, die sehr gut angenommen werden. Hier geben wir geballtes Produkt- und Anwendungswissen an die Kunden weiter.

Links:

www.blum-novotest.com

“Ich bin mir sicher, dass wir zu Beginn des nächsten Jahrzehnts in modernen Produktionsanlagen praktisch keinen „Standard-Ausschuss“ mehr haben werden, außer es passiert etwas Unvorhergesehenes wie ein Werkzeugbruch. Ungenauigkeiten, die aufgrund von geometrischen Unzulänglichkeiten oder thermischen Veränderungen im Prozess entstehen, werden Werkzeugmaschinen bald vollautomatisch ausgleichen und damit vermeiden. Und Blum-Novotest wird die hierfür nötige Sensorik liefern“, erklärt Alexander Blum, Geschäftsführer von Blum-Novotest. Bild: Blum-Novotest

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