Wie der Kundenservice vom digitalen Zwilling profitiert
Ein Interview mit Manuel Grenacher, CEO der Coresystems FSM AG, über die Potenziale der Digitalisierung im Service
Wie wichtig sind „Digital Twins“ Ihrer Einschätzung nach derzeit im Service?
Sie ermöglichen die Umsetzung einer vorausschauenden Wartung: Durch das Sammeln von Daten lassen sich Messdaten einem bestimmten Anlagenzustand zuordnen. So wird oft schon im Vorhinein anhand der sich ändernden Messzustände deutlich sichtbar, dass ein bestimmtes Bauteil in absehbarer Zeit ausfallen wird. Damit lassen sich geplante Anlagenstillstände besser koordinieren und Reparaturzyklen der zu erwartenden Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls anpassen.
Ist das mit heutiger IoT-Technologie schon gegeben?
Mit genügend Sensoren in der Anlage und einer systematischen Auswertung der Daten lassen sich bevorstehende Ausfälle von Komponenten schon heute sehr gut voraussagen. Hier ist technisch aber mehr möglich, als vielfach wirklich im Werk anzutreffen ist. Durch Skaleneffekte werden die Kosten für diese Infrastruktur in den kommenden Jahren weiter rasant sinken. Ich erwarte für die Zukunft eine zunehmende Verbreitung von Sensoren, die gleichzeitig einfacher einsetzbar, widerstandsfähiger und günstiger werden.
Welche Vorteile ergeben sich auf Kundenseite?
Unvorhergesehene Anlagenstillstände können dank vorausschauender Wartung weitgehend vermieden werden. Auch lassen sich Anhaltspunkte dafür gewinnen, wie bestimmte schädliche Betriebszustände verhindert werden können, beispielsweise erhöhte Temperaturen, die zu schnellerem Verschleiß führen. Durch solche Maßnahmen lässt sich der fehlerfreie Betrieb deutlich verlängern.
Wie wird der zunehmende Einsatz von „Digital Twins“ den Kundenservice in den kommenden Jahren verändern?
Digitale Zwillinge bieten das Potenzial, mit ihrem immensen Datenmaterial sowohl im Service als auch im Bereich Business Intelligence ganz neue Anwendungsbereiche zu kreieren. Der Einsatz von Sensoren ermöglicht es, Maschinenzustände und die erzielte Produktqualität in Echtzeit abzubilden – ebenso wie Prognosen über Probleme, die sich erst im Anfangsstadium befinden. Auf diese Weise kann der Service eingreifen, bevor es zu teuren Maschinenausfällen kommt. Auch Wartungsintervalle können auf Basis der Live-Informationen dynamisch an die tatsächlichen Erfordernisse angepasst werden.
Welche neuen Geschäftsmodelle erwarten Sie im Servicebereich als Folge der zunehmenden Anlagen-Digitalisierung?
Industrie 4.0 kann ohne digitales Servicekonzept nicht funktionieren, denn der Bereich Service gehört zur Digitalisierung unbedingt dazu. Die Abgrenzung zum Wettbewerb erfolgt bereits heute meistens über den Service und nicht mehr über das Produkt, da dieses oft zu ähnlich, ja austauschbar ist. Kunden wählen deshalb vor allem den Partner, der mehr und schnellere Services bietet.
Ziel jedes Unternehmen sollte es deshalb sein, seine Kunden besser zu verstehen, bessere Touchpoints zu schaffen und den Service zu verbessern. Hier ordnen sich neue Konzepte wie „Machine-as-a-Service“ ein, bei denen Unternehmen vom Hersteller nur noch die Leistung einer Maschine einkaufen anstatt die Maschine selbst – inklusive des Service, um deren konstante Leistung zu gewährleisten.
Service Lifecycle Management spielt in diesem Konzept eine zentrale Rolle. Rund um solche Konzepte werden künftig ganze Ökosysteme aus neuen Leistungs- und Serviceanbietern entstehen.
Links:
Politik & Wirtschaft
-
20 Jahre Membrain
Die Membrain GmbH, IoT-Lösungsanbieter und Softwarehersteller für die Entwicklung von...
Condition Monitoring
-
RS verstärkt sein CM-Angebot mit Produkten von Hauber-Elektronik
RS und die Hauber-Elektronik GmbH haben eine weitreichende Partnerschaft vereinbart....
Drucklufttechnik
-
Neue „Kompressoren Professoren“ auf Youtube
Die mittlerweile dritte Staffel des Youtube-Formats „Kompressoren Professoren“ von Atlas...
Arbeitssicherheit
-
Pilz auf den all about automation-Messen
Der Sicherheitsexperte Pilz präsentiert auf der all about automation 2024...
Reinigung
-
Ultraschall statt Meißel zur Reinigung nutzen
Mit Ultraschall lassen sich Ablagerungen – beispielsweise in Flaschenreinigungsmaschinen –...
Energie-Effizienz
-
Repowering erzielt Effizienzsteigerung von 530 Prozent
Mitte Februar hat die Energiequelle GmbH eine neue Windenergieanlage vom...
Fertigungstechnik
-
Benötigt nur noch 20 Prozent der Energie
Neue Hochgeschwindigkeitspresse gewinnt Energie aus der Dekompression zurück
Zulieferteile
-
Für sichere und zuverlässige Verbindungen
TKD Kabel gehört zu den größten Anbietern für Kabel, Leitungen,...
Wartungs- & Werkstattbedarf
-
Neuen Filtrationslösungen für Flüssigkeiten
Die Filtration Division von Eaton wird auf der internationalen Leitmesse...
Messen & Überwachen
-
Online-Veranstaltung zur Umstellung auf die Elektrifizierung
Parker Hannifin, Anbieter von Antriebs- und Steuerungstechnologien, richtet am 25....
Antriebs- & Steuerungstechnik
-
Nachhaltigkeit bei der Druckentlastung
Auf der Achema präsentiert Bormann & Neupert by BS&B unter...
Facility Management
-
Strabag PFS erhält Großauftrag der HypoVereinsbank
Die Bank hat Strabag Property and Facility Services mit integrierten...
Materialfluss
-
Kontinuierlicher Nachschub für der Produktion
Kardex Mlog hat für BASF zwei baugleiche automatische Pufferlager inklusive...
Themen
- Antriebs- & Steuerungstechnik
- Arbeitssicherheit
- Condition Monitoring
- Drucklufttechnik
- Energie-Effizienz
- Facility Management
- Fertigungstechnik
- Industrie-Service
- Management & Technologie
- Materialfluss
- Messen & Events
- Messtechnik & Überwachungstechnik
- Politik & Wirtschaft
- Reinigung
- Wartungs- & Werkstattbedarf
- Zulieferteile
Newsletter
ABONNEMENT
Ein Jahresabonnement der B&I beinhaltet 6 Ausgaben, für 45,- EUR inkl. MWSt..
Verpassen Sie keine Ausgabe mehr!
Jetzt sichern!