Anzeige

Industrieböden: Oft eine Asbestgefahr

von am 26. Mai, 2025

Druckfest, feuerresistent und feuchtigkeitsausgleichend – diese Vorgaben galten bis in die 80er Jahre für die Boden-Beschaffenheit industriell genutzter Gebäude. Magnesitestrich, auch Steinholz genannt, bringt diese Eigenschaften mit und fand deshalb nach dem zweiten Weltkrieg in Industriehallen und Werkstätten Anwendung. Teilweise bis heute belaufen und befahren, gelangen diese Industrieböden jedoch an ihr Lebensende und brechen auf. Das zieht Abrissmaßnahmen nach sich. Doch Vorsicht: Bei alten Steinholz-, Zementböden oder Asphaltfliesen besteht akuter Asbest-Verdacht.

Steinholz besteht aus Magnesiumoxid und Sorelzement und galt mit dem beigemischten Asbest als günstiger und robuster Bodenbelag. Er punktet durch Hitzebeständigkeit, Wasserfestigkeit und beste Dämmeigenschaften. Zudem wirkt sich der Asbestanteil vorteilhaft auf die mechanischen Eigenschaften, die Riss- und Bruchfestigkeit aus.

Wenn Gabelstapler in Lagerhallen Palletten rangieren oder schwere Maschinen in Werkstätten Einsatz finden, lastet auf Industriefußböden ordentlich Druck. Sie überstehen trotz dessen Jahrzehnte und so wundert es nicht, dass noch heute asbesthaltige Industrieböden existieren, obwohl Deutschland das Verbauen von Asbest seit 1993 verbietet.

„70 bis 80 Prozent der industriell genutzten Magnesitestriche aus den 60er und 70er Jahren weisen Asbest auf“, erklärt Dr. Stefan Pierdzig, Laborleiter des Asbest-Prüflabors CRB Analyse Service. Betrachtet man Böden aus den 50er Jahren seien es sogar 90 Prozent. Steht deren Abriss an, rät der Experte vorab zu einer professionellen Asbest-Analyse mit Rasterelektronenmikroskop.

Lange Inkubationszeit

Obwohl Asbestfasern in Estrich fest gebunden sind, lauern bei Bautätigkeiten Gefahren. Hierzu zählen das Schneiden oder Aufbrechen von Materialien oder das Bohren, denn bei Staubentwicklung kommt es zu einer erheblichen Faserfreisetzung. Mit der Atemluft gelangen die feinen Asbestbestandteile in die Lunge. Der Körper kann sie weder abbauen noch ausscheiden. Einmal eingeatmet verbleiben sie lange im Inneren, reizen die Organe und führen zu langfristiger Narbenbildung. Das Risiko für Krankheiten wie Asthma, Kurzatmigkeit, Lungenkrebs und andere Krebserkrankungen steigt.

Im geschädigten Lungengewebe, Brust- oder Bauchfell können mit einer Inkubationszeit von 20 bis 30 Jahren nach der erstmaligen Exposition Tumore des Lungen- oder Bauchfells, sogenannte Mesotheliome, auftreten. Auch Kehlkopf- und Eierstockkrebs lassen sich auf Asbest zurückführen.

In Summe zählen Asbestose und Lungenkrebs aber zu den häufigsten Leiden. Laut Erhebungen der Europäischen Union sterben in Europa jährlich rund 88.000 Menschen an den Folgen von Asbest-Kontaminierung. Obwohl Deutschland den Stoff seit 1993 verbietet, gehen noch immer 80 Prozent aller berufsbedingten Krebserkrankungen auf ihn zurück. Allein in der Bauwirtschaft verschieden in den letzten zehn Jahren über 3.000 Versicherte der Berufsgenossenschaft an asbestbedingten Erkrankungen.

Unsichtbare Gefahr

Ob alte Asphaltfliesen, Zementböden oder Magnesitestriche wirklich asbestbelastet sind, lässt sich nicht mit bloßem Auge erkennen. Das Jahr des Einbaus kann einen Hinweis geben, Sicherheit bringt die fachgerechte Prüfung einer Materialprobe.

Bei allen Probeentnahmen, Bauarbeiten oder Beschädigungen gilt auch die unbedingte Einhaltung von Arbeitsschutz-Maßnahmen wie zum Beispiel die Nutzung von Atemschutz oder Staubsaugern mit Schwebstaub-Feinfilter der H-Klasse.

Laut TRGS 519, der Technischen Regel für Gefahrstoffe, dürfen Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten auch an fest gebundenen asbesthaltigen Böden nur hierfür qualifizierte Fachbetriebe durchführen.

Legale Entsorgung

Asbest ist Sondermüll und „daher besteht für asbesthaltige Baustoffe eine Nachweisverordnung. Bei Entsorgung des Materials müssen Verantwortliche den enthaltenen Asbestanteil gerichtsfest ausweisen“, unterstreicht Dr. Stefan Pierdzig. Akkreditierte Prüflabore erstellen Prüfzeugnisse zu den Ergebnissen der Asbest-Analysen in verbindlicher Form.

Tipp: Das seit 1995 akkreditierte Prüflaboratorium, die CRB Analyse Service GmbH mit Sitz in Hardegsen, bietet Asbest-Tests für die öffentliche Hand, Ingenieurbüros, Sanierer, Wohnungsbaugesellschaften und auch Laboratorien, die nicht über Rasterelektronenmikroskope verfügen, aber auch für private Auftraggeber an.

Links:

www.crb-gmbh.com/de

Problem Magnesitestrich: Das nachweislich krebserregende Material kam in Deutschland bis in die 1990er Jahre im industriellen Kontext zur Anwendung. Bild: CRB Analyse Service

Artikel per E-Mail versenden