Berufskleidung aus dem Drucker?
Was bringt die Zukunft der Berufskleidung? Jan Kuntze, Geschäftsführer des DBL-Vertragswerkes Kuntze & Burgheim Textilpflege GmbH, erklärt im Interview seine Einschätzungen.
Herr Kuntze, kommt die Berufskleidung bald aus dem Drucker?
Interessante Ansätze gibt es tatsächlich. Allerdings steht dem Drucken die sehr erfolgreiche Technik des Webens gegenüber, die bereits 32.000 Jahre alt ist – und welche immer weiterentwickelt wurde. Im Gegensatz zu dieser steckt der 3D-Druck noch in den Kinderschuhen und kann die positiven Eigenschaften klassischer Gewebe derzeit nicht dazustellen – etwa die Flexibilität, die Optik oder auch die Wasserdampf-Permeabilität.
Vorstellbar ist allerdings, dass bestimmte Elemente der Berufskleidung, wie etwa Stoßdämpfer, Polster oder auch Verschlusssysteme künftig im 3D-Druck entstehen könnten.
Gibt es denn bereits Versuche?
Die Einsatzgebiete des 3D-Drucks sehe ich eher in der Produktion statischer Teile. Das schnellste flächenbildende Verfahren für Gewebe, das wir kennen und bereits per 3D-Druck funktioniert, ist das Vlies. Doch diese gedruckten Vliese fühlen sich auf der Haut seifig glatt an, sind also wenig angenehm zu tragen. Sie fallen zudem aufgrund der fehlenden Strukturen sackartig aus, wirken auch optisch wenig attraktiv. Daher sind sie momentan nicht mit klassischen Herstellungsmethoden konkurrenzfähig.
Hier spielt immer noch die Kunst der Schnittgestaltung eine wesentliche Rolle. Sprich, wie ein Gewebe zugeschnitten wird, ob in Richtung Kettfaden oder Schussrichtung. All das hat Einfluss darauf, wie das Kleidungstück letztendlich sitzt, wie der Ärmel fällt etc.
Ich sehe daher weder bei den Produktionskosten noch bei der Geschwindigkeit Vorteile für ein neues Druckverfahren. Allein das Thema Individualisierung und der damit einhergehende Bedarf an geringeren Stückzahlen könnte hier für Nachfrage sorgen.
Sprechen wir über eine andere Zukunftstechnologie: Digitale Schnittstellen in der Berufskleidung: Wie ist da der Stand?
Functional Clothing und Wearable Technology sind zwei Schlagworte für neue Produktwelten, die in den kommenden Jahren sicher einen wachsenden Anteil der Produktion ausmachen werden. Doch noch sind Aufwand und Kosten enorm. Bei der Produktion wie bei Wartung und Pflege dieser Kleidung. Daher sehe ich, wenn wir zum Beispiel das Thema Messung von Vitalwerten betrachten, aktuell vorhandene Technologien wie die Smartwatch eindeutig vorn.
Die digitale Technologie bietet aber Möglichkeiten …
Natürlich. Gerade bei der Schutzkleidung und anderen Artikeln aus dem PSA-Sortiment ist es eine hervorragende Idee, wenn Sensoren bei bestimmten Ereignissen und Gefahren Alarm schlagen.
Beispiel: Schweißerschutzkleidung. Wenn hier etwa bei starker Hitzeeinwirkung das Gewebe verletzt wird, könnte ein automatischer Alarm erfolgen; das würde Sinn machen. Und das ist so innovativ wie auch realisierbar. Denn es ist durchaus schon möglich, entsprechende Metallfäden in das Gewebe einzuarbeiten und miteinander so zu verknüpfen, dass diese, wenn sie kurzschließen oder auch reißen, einen Warnsignal abgeben.
Fehler melden, klar. Und Fehler beheben?
Bleiben wir bei Schutzkleidung. Ja, ich könnte mir ein Gewebe vorstellen, das sich selbstständig schließt, bzw. repariert. Etwa wenn im Gewebe ein Loch entstanden ist, das eine Sicherheitslücke offenbart. Wenn dann entsprechend eingearbeitete Substanzen aufquellen, die das Loch selbstständig schließen, würde dies zusätzliche Sicherheit bringen. Aber das ist noch Wunschdenken.
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