Berufskleidung trifft auf Nachhaltigkeit
Was bringt die Zukunft der Berufskleidung? Wolle? Wachse? Buchenholz? Dazu mehr Haltbarkeit? Jan Kuntze, Geschäftsführer des regionalen DBL Partners Kuntze & Burgheim Textilpflege GmbH, erklärt im Interview, auf was man sich einstellen kann.
Herr Kuntze, wie wird die Berufskleidung der Zukunft aussehen?
Ganz klar: haltbar und trennbar – sprich sortenreiner! Denn Nachhaltigkeit erhält man nur durch einen langen Lebenszyklus der Berufskleidung. Und am Ende dieses Lebenszyklus, welcher länger als heute üblich sein muss, sollten sich die in der Berufsbekleidung eingesetzten Materialien sortenrein trennen lassen.
Was wäre in Zukunft optimal?
Ein gutes Konzept wäre, wenn man beispielsweise ein Bekleidungsteil mit einem Oberstoff aus 100 Prozent Polyester und einem Verschlusssystem – etwa Knöpfe, Druckknöpfe, Reißverschlüsse, Kordeln, Klettverschlüsse – aus dem gleichen Material einfach einschmelzen könnte. Und dann anschließend neue Fasern daraus erspinnen oder andere Produkte herstellen würde.
Welche Fasern wären denn im Bereich Berufskleidung geeignet?
Pflanzliche Naturfasern könnten es im Bereich der professionellen Berufskleidung schwerer haben, da sie nicht in einer ausreichenden hohen Qualität und Menge zur Verfügung stehen, wie wir sie bislang für die gewünschte Haltbarkeit und Strapazierfähigkeit benötigen.
Aus diesem Grund werden den Naturfasern wie Baumwolle seit längerem Chemiefasern beigemischt. Ergebnis sind hochwertige Mischgewebe, die eine gute Performance leisten. Diese erfüllen die Langlebigkeit, aber sie widersprechen einem Prinzip des sortenreinen Bekleidungsstückes.
Anders sieht es bei Funktionstextilien aus. Solche Textilien aus Polyester mit eingearbeiteten Membranen könnten für sortenreine Trennung geeignet sein, sofern das Membransystem aus dem gleichen Material wie der Oberstoff besteht.
Was ist in Bezug auf Nachhaltigkeit bei PSA in Zukunft machbar?
Wolle könnte vermehrt wieder als Isolationsschicht oder auch als Flammschutzgewebe genutzt werden. In Multinorm- und Multifunktionskleidung kommen bereits schwer entflammbare Hochleistungsfasern zum Einsatz, die etwa aus Buchenholz gewonnen werden. Solche Zellulosefasern der Buche gelten als atmungsaktiv und angenehm zu tragen.
Wie sehen die Schnitte und Farben der Zukunft aus?
Schnitte werden noch funktioneller und langlebiger. Und die Farben klassischer: die Hygienebranchen tragen Weiß, Handwerk und Industrie Blau/Grau.
Hintergrund: Modische Zyklen sollten und müssen verringert werden, da jeder Kollektionswechsel zur vorzeitigen Entsorgung von noch einwandfreier Berufskleidung führt. Und ganz wichtig: In Zukunft werden die Artikel insgesamt reparaturfreundlicher. Darauf wird im Mietservice heute schon sehr geachtet – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.
Innovative Waschtechnologien und Textiltechnik – wohin geht hier die Richtung?
Ich denke, natürliche Wachse und Öle werden als Nässeschutzausrüstungen zukünftig wieder vermehrt zum Einsatz kommen. Ausrüstungen auf Basis von Proteinen oder Zuckermolekülen sind in der Erforschung.
Und Produkte auf Basis von Fluorcarbon-Ausrüstungen werden nur noch in Bereichen höchster Gefährdung für den Träger auf Berufsbekleidung erlaubt sein.
In der Entwicklung sind auch Fasern auf Basis von Formgedächnispolymeren. Solche Fasern springen dann schon bei geringer Erwärmung in ihren Ausgangzustand zurück und könnten zukünftig zu besseren Glätteeigenschaften der Gewebe führen.
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