Vorsicht vor Legionellen im Trinkwasser

Die Schulen in Deutschland stehen vor einer schrittweisen Rückkehr zum Präsenzunterricht. Da Schulen, Kitas und Turnhallen aber lange Zeit geschlossen und die Wasserleitungen über Wochen nicht genutzt wurden, könnte das nächste Problem schon vor der Tür stehen: „Denn in dieser Zeit können sich Bakterien ungestört im stehenden Trinkwasser vermehren, was gefährlich werden kann“, warnt Peter Hollmann, Gebäudereinigermeister und Betriebsleiter der Niederberger Berlin GmbH & Co. KG.
Zum Problem werden vor allem Legionellen, wenn sie in hoher Konzentration durch Einatmen in die Lunge gelangen. Dort können sie eine schwere Lungenentzündung auslösen. Die Erreger finden in Wasserleitungen von Gebäuden aufgrund der dortigen Temperaturen einen idealen Nährboden, zum Beispiel im Biofilm in den Leitungen oder in Sedimenten wie Rost und Kesselstein.
Damit dieses Risiko so gering wie möglich ist, gibt es Menschen wie Stefan Kerkow. Der 39-jährige Berliner ist Techniker bei Niederberger Berlin und sorgt mit seinen Kollegen dafür, dass das Trinkwasser in öffentlichen Einrichtungen, die wegen des Lockdowns geschlossen sind, sauber bleibt. Seine Aufgabe besteht vor allem in diesen Tagen vor Wiedereröffnung der Betreuungs- und Bildungseinrichtung darin, eine mögliche Kontamination mit Legionellen in Teilen der Trinkwasserinstallation festzustellen.
„Da aufgrund der Dauer des Lockdowns in vielen Einrichtungen der bestimmungsgemäße Gebrauch der Trinkwasserinstallation, also ein Wassertausch alle 72 Stunden, nicht sichergestellt werden konnte, empfehlen wir nicht nur einen Test auf Legionellen, sondern auch auf Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa, E. coli und Enterokokken. Denn auch sie finden in stehendem Wasser guten Nährboden“, so Kerkow.
Um eine mögliche Kontamination festzustellen, wählt der Fachmann entweder durch Ortsbegehung eines Objekts oder auf Basis vorhandener Dokumentation der Trinkwasserinstallation in Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt repräsentative Probenahmestellen.
Um den mikrobiologischen Zustand des Wassers ausreichend beurteilen zu können, entnimmt Kerkow an mindestens drei verschiedenen Stellen Proben: Am Abgang der Wasserleitung vom Trinkwassererwärmer, am Wiedereintritt in den Trinkwassererwärmer sowie an der entferntesten Entnahmestelle je Steigstrang. Das ist dann zum Beispiel ein Waschbecken.
„Nach diesem System werden Warm- und Kaltwasserleitungen getrennt beprobt. An den geeigneten Entnahmestellen beseitigen wir zunächst mögliche anhaftende Keime entweder durch Abflammen oder durch ein spezielles keimtötendes Spray. Im nächsten Schritt wird die Probenmenge entnommen, in keimfreie Behälter abgefüllt, der noch am gleichen Tag an ein Labor versandt wird, und die Wassertemperatur an der Entnahmestelle noch in ein Prüfprotokoll eingetragen“, erzählt Kerkow.
Legionellen werden in sogenannten „kolonienbildenden Einheiten“, kurz KBE gemessen. Als Grenzwert für Unbedenklichkeit gilt gemäß Trinkwasserverordnung ein KBE von 100. „Am höchsten belastet ist immer das Wasser, das auf den letzten Metern vor der Zapfstelle in der Leitung steht“, erzählt Stefan Kerkow.
Er erklärt, was passiert, wenn der Grenzwert überschritten wird: „Dann müssen als Sofortmaßnahmen die Wasserleitungen einmal täglich für rund zehn Minuten aufgedreht und das Wasser laufen gelassen werden. Zudem meldet das Labor den Wert an das zuständige Gesundheitsamt. Ab einem KBE von 101 steht eine Gefährdungsanalyse vom Eigentümer der betroffenen Einrichtung an. Darin wird geklärt, warum es zu einer Legionellen-Belastung im Wasserleitungssystem gekommen ist und welche Maßnahmen zu treffen sind.“
Wenn bei stärkerem Befall das Spülen nicht mehr ausreicht, sind wieder Kerkow und seine Kollegen gefragt. Zur direkten Gefahrenabwehr von Legionellen sowie auch anderen mikrobiellen Kontaminationen wie Pseudomonas aeruginosa führen die Desinfektoren und ausgebildeten Gebäudereiniger von Niederberger Berlin eine fachgerechte Reinigung und Desinfektion der Trinkwasser-Installation durch.
„Die Reinigung der Rohrleitungsnetze erfolgt chemisch. Auf diese Weise befreien wir die Kalt- und Warmwasserleitungen sowie Anlagenteile von Biofilm und Legionellen“, verdeutlicht Peter Hollmann.
Er rät: „Das Thema Legionellenprüfung wird jetzt relevant für alle möglichen Bereiche. Wenn zum Beispiel Friseure demnächst wieder öffnen dürfen, muss als erste Maßnahme jedes Salons jetzt das Wasser laufen gelassen werden. Im Idealfall sollte an jeder Entnahmestelle, also an jedem Wasserhahn, alle 72 Stunden ein Wasseraustausch stattfinden. Es muss dabei so viel Wasser abgelassen werden, bis das warme Wasser richtig warm und das kalte Wasser richtig kalt ist.“
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